Singapur - Die Schweiz Asiens


Schon beim Suchen nach einer Bleibe in Singapur wurde uns schmerzlich bewusst, dass es ab jetzt wohl vorbei ist mit low-budget Unterkünften. Wir hatten mehr oder weniger die Wahl zwischen Hostels mit 12-Personen Schlafsälen für ca 40€ pro Nacht oder AirBnB-Unterkünften etwas außerhalb für ca 35€ pro Nacht. Wir entschieden uns - fälschlicherweise, wie sich später herausstellen sollte - für ein AirBnB Zimmer mit guter Anbindung zum Flughafen. Wir reisten am 27.10. nach Singapur ein und sollten von da aus am 30.10. um 7 Uhr nach Sydney weiterfliegen. Aufgrund der Abflugzeit und der Kosten für die Unterkunft beschlossen wir nur zwei Nächte zu buchen und die Dritte, unmittelbar vor Abflug, auf dem Flughafen zu verbringen - was wiederum eine sehr gute Entscheidung war, was später deutlich wurde. 
Für die Busfahrt von Melaka nach Singapur buchten wir das günstigste Busunternehmen für knapp 5€ für die normalerweise vier stündige Fahrt. Die Busfahrt verlief folgendermaßen: Nachdem der Bus bereits mit 1h Verspätung losfuhr, wurden wir anschließend unangekündigt ca 50km vor der Grenze vom Busfahrer in einen anderen Bus gescheucht, welcher keine 10 Sekunden nach unserem Einsteigen direkt losfuhr. An der Grenze angekommen, mussten wir zunächst aus Malaysia "auschecken", alles ganz problemlos. Dann folgte eine fünf minütige Weiterfahrt und wir mussten mit unserem gesamten Gepäck nach Singapur einchecken. Da Singapur eine sehr strenge Einreise- und Einfuhrpolitik verfolgt, dauerte die ganze Prozedur ungefähr 1h. Zu diesem Zeitpunkt waren wir bereits 5h unterwegs. Aber alles halb so wild, wir kamen nach 6,5h schließlich in Singapur an und unsere Uhr sagte uns, dass es 20 Uhr war. 
Der Bus setzte uns irgendwo am Rande der Innenstadt Singapurs ab und wir irrten erstmal eine Weile herum, bevor wir einen Geldautomaten (keiner wollte unsere malaysischen Ringgit) und eine Bahnstation (wir wollten erstmal zur Unterkunft) fanden. Die Unterkunft lag eine 15 minütige Bahnfahrt vom Stadtzentrum entfernt im Viertel Geylang (hätten wir vorher mal googeln sollen...). Die Unterkunft an sich war ganz in Ordnung, zwar klein, aber sehr sauber. Was uns aber, als wir uns auf Essenssuche begaben, auffiel, war, dass unmittelbar vor der Wohnung nicht nur irgendwelche Friseure auf der Straße tätig waren (was zwar auch schon komisch ist, aber von uns nicht weiter beachtet wurde, schließlich sind wir immernoch in Asien), sondern auch allerhand sehr leicht bekleidete, mit großzügigen Dekolettes ausgestattete Frauen standen, denen gegenüber mindestens nochmal genauso viele, grimmig schauende und irgendwelche Tabletten und Salben verkaufende, Männer standen. Wie wir kurz darauf herausfanden, war unsere Unterkunft genau zwischen mehreren "Stundenhotels" im bekannten Rotlichtviertel Singapurs gelegen. Hätte man vorher eventuell auch mal herausfinden können, aber ok. Im Endeffekt war alles halb so schlimm, es blieb lediglich ein unangenehmer Beigeschmack durch die nächtlichen Geräusche. 
Am nächsten Tag wollten wir uns, obwohl sich Körper und Geist dagegen sträubten, im geringen Maße der Sighseeing-Prozedur hingeben - wenn wir einmal hier sind. Wir beschlossen in die City zu fahren und dort zu Fuß die wichtigsten Spots abzuklappern. Singapurs Skyline ist voll mit zahlreichen, architektonisch ansprechenden Hochhäusern und interessanten Gebäuden. Außerdem ist es, wie der Ruf behauptet, auch sehr sauber und organisiert. 









Das typische Asien-Feeling, welches wir aus Städten wie Bangkok, Georgetown oder Melaka kannten, blieb dahinter vorerst zurück. Insgesamt wirkte alles auf den ersten Blick sehr aufgesetzt und künstlich, so als soll der westlichen Welt gezeigt werden, das was ihr könnt können wir schon lange und außerdem besser. Doch der erste Eindruck wird, je mehr wir von der Stadt sehen, relativiert. Zwischen diesen schnörkellosen und glatten Symbolen des Reichtums finden sich auch in der Innenstadt kleine Gassen, mit alten Häuschen in denen es zahlreiche Bars, Cafes und Shops zu besuchen gibt. Auch hier konnten wir wieder die vielfältigen kulturellen Einflüsse beobachten. Und so spazierten wir zuerst durch Little India, dann durch das arabische Viertel und später noch am Fluß entlang nach Chinatown. In Chinatown, Singapur gibt es im Hawkers Chan das weltweit günstigste, mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Essen (für 3€), was wir selbstverständlich kosten wollten. Warum? Zum einen, weil keiner von uns jemals ein mit Michelin-Stern ausgezeichnetes Gericht gegessen hatte und zum anderen, weil 3€ für ein Essen, anders als in Malaysia und Thailand, wirklich sehr, sehr günstig für ein Essen in Singapur ist. In Singapur ist alles ca 5 - 10 mal teurer als im restlichen Südostasien, was uns immer wieder ein wenig überraschte. Das prämierte Soja-Hühnchen war insgesamt ganz ok, aber eigentlich nicht herausragend. Außerdem hatte der Laden, wahrscheinlich wegen der seit der Auszeichnung erreichten Popularität, ziemlich viel Geld in die Hand bekommen, um umzubauen und mittlerweile mit einem McDonalds-ähnlichem Charm die Leute abzufertigen. Wir hatten uns irgendwie mehr versprochen. 



Singapur Sling in Singapur






Am Abend schauten wir uns noch die berühmte Lichtershow im Gardens by the Bay an, welche definitiv das Highlight unseres Aufenthaltes war. Die große Parkanlage an der Bucht wird dabei in ein eindrucksvolles Lichtermeer verwandelt, wobei zu den blinkenden Lichtern passende Musik abgespielt wird (außerdem kostet es keinen Eintritt). 





Danach gönnten wir uns noch ein Eis und begaben uns ziemlich fußlahm auf den Heimweg, wo wir unter monotonen Klopfgeräuschen von oben friedlich einschliefen. Den darauffolgenden Tag saßen wir eigentlich nur in der Unterkunft, tranken Tee und planten unseren Start in Sydney. Um 18Uhr machten wir uns dann auf den Weg zum Flughafen. Der Flughafen in Singapur ist sehr eindrucksvoll, einerseits ist er extrem groß, andererseits gibt es dort unglaublich viele Geschäfte, verschiedene Pflanzenareas, einen Entertainmentbereich mit kostenlosem Kino und und und. Also checkten wir ca 20Uhr unser Gepäck ein (Self Checkin = super unkompliziert) und gingen durch die Passkontrolle in den Bereich der uns bis morgen früh 7Uhr unterhalten, verpflegen und beherbergen sollte. Nachdem sich Luisa am Orchideen-Garten und erfreut hatte, spielten wir noch ein wenig an den Oldschool-Konsolen und gingen anschließend ins Kino, wo wir auch die Nacht verbrachten. Neben einigen Minuten Schlaf sahen wir uns Pitch Perfect 3, Infinity War, Jurassic World 3 und Cars 3 an. 






Luisa beim Versuch zu schlafen
Insgesamt gesehen, war Singapur nicht unbedingt unsere Lieblingsstadt. Allerdings blicken wir mittlerweile auf vier wunderschöne und interessante Wochen in Südostasien zurück und je näher die Abflugzeit rückte, desto aufgeregter und freudiger blickten wir in Richtung Australien - von wo aus ich gerade den Eintrag schreibe. Der Flug verlief anschließend, trotz Billigairline genauso problemlos wie die Einreise. Einzig der mit der vorherigen Nacht und der geringen Beinfreiheit im Flugzeug einhergehende Schlafmangel machten uns noch kleine Schwierigkeiten. Ansonsten sind wir gut in Sydney angekommen und freuen uns schon darauf, euch bald mehr vom Kontinent unserer Träume zu berichten.


Eure Luisa & Marc

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