Von Adelaide nach Broome - 5000km in 15 Tagen quer durch Australien


12.04.-27.04.

Mit brandneuen Stoßdämpfern und rund 2000$ ärmer machten wir uns auf den Weg ins so genannte „Red Center“ Australiens. Der Plan war, dass wir innerhalb der nächsten zwei Wochen einmal quer durch Zentralaustralien, über Coober Pedy, zum Uluru und KataTjuta, nach Alice Springs, zu den Devils Marbles und anschließend über Katherine und Kununuarra bis an die Westküste nach Broome reisen wollten. Und - Überraschung – wir haben es tatsächlich geschafft!
Die Reise, die nochmal komplett andersartig als unsere bisherige Australienerfahrung sein würde, brachte uns ausgedehnte Wüsten- bzw Steppenlandschaften, stundenlange Autofahrten, die dem Beifahrer alle verfügbaren DJ-Skills abverlangten, naturgeschaffene Sehenswürdigkeiten, die ihresgleichen suchen, Sonnenunter- und Sonnenaufgänge, die fesselnder sind als jeder Film und Fliegen, Fliegen und nochmals Fliegen – und die hasst man irgendwann so richtig.
Aber zunächst waren wir bereits nach wenigen Kilometern auf dem Stuart Highway begeistert. Ja, von was genau eigentlich? Wahrscheinlich vom ganzen „Nichts“ um uns herum. Denn außer ab und zu mal einem toten Känguru am Straßenrand, Emus und alle 30min ein entgegenkommender Road Train (bis zu 80m lange LKWs) bekam man nicht allzu viel zu sehen. Trotzdem war es etwas Unvergessliches. Irgendwie war es das, was wir vor Augen hatten, als wir im Vorfeld an Australien gedacht haben.




Wir verabredeten uns ca. 100km vor Coober Pedy bei einem Roadhouse noch auf ein letztes Schwätzchen mit Elisa und Zarko, die bereits auf dem Rückweg vom Red Center zur Südküste waren und bald Australien in Richtung Afrika verlassen würden. Wir waren alle ein wenig traurig, dass wir uns erstmal eine ganze Weile nicht mehr sehen würden, versprachen aber, uns dann in Deutschland auf jeden Fall zu besuchen. Unsere erste Nacht im Outback verbrachten wir unweit des Highways an einem Salzsee mit Lagerfeuer in völliger Einsamkeit. Solche „Campingplätze“ werden wir noch häufiger ansteuern, denn die Abwesenheit von Internet, von Toiletten und Duschen, sowie abendliche Lagerfeuer unter dem Sternenhimmel, machen eine Reise durchs Outback erst wirklich authentisch und sch(w)eißen zusammen.


Coober Pedy ist im Grunde nichts weiter, als eine Ansammlung von Blechhäusern um Opal-Minen. Ergo kann hier nicht viel mehr unternommen werden, als Opal- Minen zu besichtigen. Wir besuchten die „Old Timers Mine“, welche die älteste noch erhaltene ist. Hier bekamen wir bei einem selbstgeführten Rundgang durch die Tunnel Einblicke in die Arbeitsbedingungen und die Wohnsituation der damaligen Minenarbeiter. Diese wohnten, auf Grund der ziemlich drückenden Hitze und der unglaublich nervenden Fliegenscharen, oftmals direkt in Wohnungen untertage mit Verbindung zur Mine. Nach dem Rundgang unterhielten wir uns noch ein wenig mit dem Eigentümer der Mine, der erklärte uns, dass das Graben nach Opal heutzutage mit unglaublichen Bürokratieaufwand verbunden ist, weshalb es kaum noch private, aktive Minen gibt. Er ist dennoch ziemlich sicher, dass unter seiner Mine noch mehr des wertvollen Gesteins schlummert, weshalb er überlegt offiziell unterirdische Appartements auszuheben und wer weiß, vielleicht stößt er dabei zuuufällig auf Opal. Tja, gewusst wie! Wie bereits erwähnt hat der Ort nicht wirklich mehr zu bieten. Es steht noch ein altes Raumschiff, dass als Requisite in einem MadMax Film, der in der Gegend gedreht wurde, zum Einsatz kam, herum. Wir schauten uns noch die serbisch-orthodoxe Kirche an, die wie so einiges in Coober Pedy unter Tage gebaut ist.


Ob er den Opal für Luisis Ring gefunden hat?

Ich war jedenfalls erfolglos... 

... trotz, dass sie sogar markiert waren.




Opal-Minen soweit das Auge reicht.
Auf unserer Weiterreise sahen wir dann auch tatsächlich noch Wildpferde am Straßenrand, überquerten die Grenze zum Northern Territory und kamen nach zahlreichen durchgehörten Hörbüchern, Playlists und scheinbar ewigen Fahrten in Sichtweite des Ulurus. Wir wussten beide nicht wie wir uns fühlen sollten, wir waren ziemlich überwältigt. Warum genau, wissen wir auch nicht, aber es war unbeschreiblich ergreifend, wieder an einem der großen Ziele unserer Reise angekommen zu sein. Hinzu kam, dass er noch größer ist, als man es sich vorstellt und in seiner Position, umgeben von Flachland einfach unglaublich heroisch wirkt. Am Tag unserer Ankunft schauten wir uns den Sonnenuntergang am Uluru an, wobei uns der Farbwechsel, von glühendem Rot zu fahlem Grau, in Staunen versetzte.


Painted Desert







Sonnenuntergang im Zeitraffer:

Der nächste Morgen begann dann für uns schon sehr zeitig, da wir ebenfalls den Sonnenaufgang sehen wollten. Dieser war nicht minder beeindruckend als der Sonnenuntergang.




Mit dem Sonnenaufgang begann auch die Zeit der nervigen Fliegen, die einen wie eine Plage belagern und dabei beim Erkunden von Augen, Nase, Mund und Ohren den größten Spaß zu haben schienen. Luisa vermutete scherzhaft, dass die Fliegen vom Uluru geschickt wurden, um die nervigen Touristen loszuwerden. Nach kurzem googlen wussten wir dann aber, dass diese nur hier lebten, weil es hier so viele Rinderfarmen gibt. Rinderkot ist, im Gegensatz zu Känguru- oder Dingokot, schön weich und bietet die perfekte Nistgrundlage für die kleinen Plagegeister. Und da sie quasi von den Siedlern hier eingeschleppt wurden und indirekt von ihnen gezüchtet werden, gibt es auch keine natürlichen Feinde für sie – abgesehen von genervt um sich schlagenden Menschen. Die Bewegung zum Wegscheuchen der Fliegen wird auch scherzhaft „Aussie-Salut“, also „Aussie Gruß“ genannt. Jedenfalls wird jetzt wiederum versucht durch das Ansiedeln von europäischen Mistkäfern, die den Fliegen die Brutgrundlage wegnaschen sollen, das Fliegenproblem einzudämmen. Mal schauen, was in 10 Jahren eingeführt wird, um die Mistkäferplage einzudämmen.
Die Fahrt zum Fuß des Berges macht nochmal deutlich wie unglaublich riesig er ist:



Wir nahmen an diesem Tag noch den 10km Rundweg um die heilige Stätte der Aboriginies in Angriff und schüttelten gleich zu Beginn ziemlich lange die Köpfe. Das lag allerdings nur zum Teil an den Fliegen. Vielmehr wegen der Schilder, die ausdrücklichst darum baten nicht auf den Uluru zu klettern, da er nun mal ein Heiligtum der ursprünglichen Bevölkerung des Landes darstellt, und den ganzen Vollidioten, die meinen trotzdem hochklettern zu müssen. Applaus für euch! Im Grunde genommen ist es das Gleiche, als würde man in einer Kirche auf den Altar herumlaufen oder sich in einem Tempel der Buddahstatue auf die Schulter setzen.


Der Rundweg war, abgesehen von den Fliegen, wirklich eindrucksvoll. Hinter jeder „Falte“ gab es etwas zu entdecken oder eine Geschichte aus der Traumzeit, also der Entstehungsgeschichte des Landes, laut den Aboriginies, zu lesen. Diese Dreamtime-Storys beinhalten immer Wesen, die halb Mensch, halb Tier zu sein scheinen und die maßgeblich zu der Entstehung der Landschaften beitrugen. Nach der Wanderung besuchten wir noch das Kulturzentrum des Ulurus. Hier konnten wir uns umfänglich zur Geschichte des Nationalparks und der Umgebung informieren.





















Am nächsten Morgen fuhren wir zum Sonnenaufgang zum KataTjuta, eindrucksvollen Felsformationen ca 50km vom Uluru entfernt, nach denen auch der Nationalpark benannt war. Auch dieses Naturphänomen lies uns staunen. Wir schlossen direkt noch eine Wanderung durch die so genannten Valley of Winds an, die wir glücklicherweise zeitig begannen und somit die größte Hitze des Tages umgehen konnten. Anschließend schossen wir noch die letzten Fotos vom Uluru und machten uns auf den Weg ins 400km entfernte Alice Springs (von dem man immer denkt, dass es direkt am Uluru ist, aber Pustekuchen!). Auf dem Weg dahin schauten wir uns noch den Kings Canyon an und statteten dem Henbury Meteoritenkrater einen Besuch ab und hielten im "Center of the Center", dem Mittelpunkt Australiens an.



Sonnenaufgang am KataTjuta


Blick vom KataTjuta auf den Uluru im Sonnenaufgang






Kurze Wanderung in FlipFlops duch den Kings Canyon
Den Meteoritenkrater hatten wir uns spektakulärer vorgestellt...
Aber die Fahrt dahin war ziemlich schön:



In Alice Springs steuerten wir einen Campingplatz mit Pool an und machten einfach mal 3 Tage lang nichts außer die Abwesenheit von Fliegen zu genießen, essen, schlafen und am Pool herumliegen. Wir freuten uns, endlich mal wieder Lebensmittel einkaufen zu können und dabei tatsächlich eine Auswahl zu haben. Am Tag unserer Abreise drehten wir dann doch eine kleine Runde durch den Ort und stellten fest, dass wir nicht wirklich etwas verpasst hatten. Unsere Weiterreise führte uns an gigantischen Rinderfarmen und kuriosen Roadhouses vorbei.



Das nächste Ziel waren die „Devils Marbles“, die Teufelsmurmeln. Hier konnte direkt an den Steineiern gecampt werden, wodurch wir unsere Ostereiersuche direkt nach dem Frühstück beginnen konnten. Der Sternenhimmel war hier in der Mitte des Landes übrigens jede Nacht unglaublich.







Fliegenschutz 2.0








Der Weg nach Katherine, wo warme Quellen zum Baden auf uns warteten, führte uns noch am ältesten Pub Nordaustraliens, in Daly Waters, vorbei. In Katherine angekommen stürzten wir uns sofort in die glasklaren Quellen, welche durch ihre 35°C zwar nicht wirklich erfrischend waren, aber nach den trockenen und staubigen knapp zwei Wochen eine willkommene Abwechslung darstellten. In Katherine, welches die „Grenze“ zwischen Outback und dem tropischen Norden darstellt, fuhren wir außerdem in den Nitmiluk Nationalpark, um eine Wanderung am Katherine Gorge zu unternehmen. Hier wurde man nach knapp 1,5h in brütender Hitze mit einem erfrischenden Wasserfall und Rockpool belohnt, was wir natürlich ausgiebig nutzten.




Bitter Springs


Katherine Gorge






Wir verließen Katherine in Richtung Westen und fuhren über Kununurra und Halls Creek direkt nach Broome. Auf dem Weg durch die unvergleichlichen Landschaften hielten wir noch das ein oder andere mal an. Ursprünglich hatten wir überlegt ein kleines Stück, durch den Kimberley Nationalpark zu fahren, allerdings konnte uns von den Menschen in der Touristen Information zum Zustand der Gibb-River-Road keine eindeutige Auskunft gegeben werden und da unser Budget zu diesem Zeitpunkt keine eventuelle Reparatur abdecken würde, beschlossen wir, darauf zu verzichten und ohne Umschweife in Richtung Meer zu fahren.



"China-Wall"
Über die Zeit in Broome, bzw. unserem Glück, dann doch noch 4 Wochen in den Kimberleys verbringen zu können, werde ich im nächsten Beitrag berichten. Zur Zeit befinden wir uns auf dem Weg zum Ningaloo Riff, wo wir einige Zeit verbringen möchten und hatten gerade einige wunderschöne Tage im Kaijini Nationalpark.
Wir denken an euch und hoffen es geht euch allen gut!
Bis ganz bald!
Luisa & Marc

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