Von Fraser Island zu den Whitsunday Islands – Eine Fahrt ins Graue
So ziemlich direkt
nach unserer Rückkehr von Fraser Island ereilten uns die ersten
Nachrichten von starken Regenfällen weiter im Norden der Ostküste,
also quasi unseren nächsten Reisezielen, die wir aber zunächst
nicht wirklich ernst nahmen. Je weiter wir allerdings nördlich
reisten, um so dramatischer und besorgniserregender wurden die
Nachrichten. Aber alles der Reihe nach:
Tin Can Bay
Nachdem wir Fraser
Island und Rainbow Beach hinter uns gelassen hatten, wartete unweit
nördlich gelegen Tin Can Bay auf uns. In Tin Can Bay gibt es nicht
wirklich viel zu sehen, aber es gibt eine Sache die wir nicht
verpassen wollten: Das Barnacles Dolphin Centre.
Hier gibt
es die Möglichkeit jeden
Morgen um 7 Uhr etwas über die bedrohten
Humpback Define
zu erfahren und diese hautnah zu erleben und
mit dem „Eintritt“ dafür noch eine gute, lokale Organisation zu
unterstützen. Dabei ist das
Ganze
aber nicht wie ein Streichelzoo aufgestellt, viel mehr kommen hier
wildlebende Delfine ans Ufer, sodass es keine Garantie gibt sie
jeden Morgen zu sehen.
Der Grund warum die Delfine dennoch
so gut wie jeden Morgen dort anzutreffen
sind, liegt in den 1950er Jahren. Damals wurde an dieser Stelle ein
stark verletzter Humpback Delfin angespült, der von den
Dorfbewohnern wieder gesund gepflegt und gefüttert wurde. Dieser
Delfin kam in den kommenden Jahren regelmäßig zurück an diese
Stelle, dabei brachte er später auch seine Nachkommen mit. Diese
wiederum übernahmen dies und gaben es an ihre Nachkommen weiter,
sodass mittlerweile Delfine in der 4. Generation hierher
kommen. An dieser Stelle hat
sich ein kleiner Verein gegründet, der die ganze Sache in einem
geregelten Rahmen hält. Das bedeutet beispielsweise, dass die
Delfine von den Besuchern nicht berührt werden, sie nicht mehr als
insgesamt 3kg ihrer benötigten 18kg Fisch pro Tag gefüttert
bekommen und das Leute auf die bedrohte Art aufmerksam gemacht
werden. Pünktlich 7 Uhr
wurden wir dann gegen eine kleine Spende von den Freiwilligen vor Ort
zum Ufer
geführt, wo die Delfine schon auf ihren Fisch warteten. Dabei
wurde uns so ausführlich über die Tiere berichtet, dass selbst
diese derart ungeduldig wurden, dass sie plötzlich verschwanden und
kurze Zeit später mit einer riesigen Muschel zurückkamen und diese
als „Geschenk“
abgaben. Danach bekamen die
Delfine endlich ihren
sehnsüchtig erwarteten Fisch und
Luisi einen Kindheitstraum erfüllt.
"...hier, damit ihr endlich aufhört zu reden!" |
Cape Hillsborough
Nationalpark
Das nächste Ziel war dann der Cape Hillsborough Nationalpark, den
wir nach zwei entspannten Nächten in Agnes Water und anschließender
7 stündiger Autofahrt erreichten. In diesem Nationalpark kann man
zum Sonnenaufgang – um 5 Uhr morgens! Was das soll frag ich mich! -
Kängurus am Strand beobachten. Die Kängurus und Wallabys kommen
hierher, um das morgendlich angeschwemmte Seegras zur fressen und
bieten mit der über dem Meer aufgehenden Sonne einen atemberaubenden
Eindruck, der die durch Müdigkeit hervorgerufene schlechte Laune
ganz schnell vergessen macht und den wir so schnell nicht mehr
vergessen werden.
Airlie Beach
Nachdem wir uns, mittlerweile durch den stärker aufkommenden Regen
und teilweise gesperrte bzw. überschwemmte Straßen verunsichert,
bei der Agentur unserer gebuchten Segeltour zu den Whtisunday Islands
versichert hatten, dass diese trotz des Wetters stattfinden wird,
machten wir uns auf den Weg nach Airlie Beach. So richtig konnte auf
Grund der Wettersituation – grauer Himmel und Regen – keine große
Vorfreude aufkommen.
Am Abend vor der Segeltour zogen wir noch ein bisschen im Regen durch
die Bars von Airlie Beach und überlegten, wie wir nach dem Segeln
weitermachen sollten, da die Regenfälle in Townsville, was unsere
darauffolgende Station gewesen wäre, eine Jahrhundertflut
verursachten. Uns lies der Gedanke nicht los, dass dort Menschen zur
Zeit mit einer Katastrophe zu kämpfen haben und wir würden dort
ganz entspannt Urlaub machen? Nää, das ging irgendwie nicht.
Also beschlossen wir, unseren Aufenthalt auf Magnetic Island zu
stornieren und die geplante 3 tägige Tauchtour im äußeren Great
Barrier Reef von Cairns aus, auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Die
Tauchtour wollten wir unter keinen Umständen stornieren, da diese
eines der großen Highlights unserer Australienreise darstellen soll.
Außerdem beschlossen wir, von dem einem oder anderem Getränk
beflügelt, uns von dem Wetter hier jetzt nicht unsere kommende
Segeltour vermiesen zu lassen und stattdessen dieses einmalige
Erlebnis auch trotz Regen oder gerade deswegen, als solches zu sehen.
Bei Sonne kann ja jeder!
Am nächsten Morgen gingen wir dann an Board der Broomstick, einem
22m langem Segelboot. Geplant war, dass insgesamt 20 Personen an
Board sein werden. Von denen kamen aber, dank des Wetters nur 14, was
die ganze Tour noch etwas familiärer machte. Die Crew bestand aus
drei Leuten, davon waren Joey und Remy das „Stammpersonal“ des
Bootes und Jono der Kapitän. Die Crew und die anderen Mitreisenden
waren super drauf und ließen sich auch vom Wetter nicht die Laune
verderben , sodass die gesamten 3 Tage zu einer super Zeit für alle
wurden - auch wenn man nie wirklich trocken war, da man sich bei
starkem Wellengang nur mit starkem Magen unter Deck aufhalten kann.
Unsere Segelroute sah am Ende des Törns so aus:
Das Beste an unserer Crew war, dass wir mit unserem Boot so ziemlich
die einzigen waren, die bei diesem Wetter auch wirklich segeln
wollten. Dass sah dann mit unter so aus:
Da wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten, dass es quasi
unmöglich ist, dass ein Segelboot „umkippen“ kann, ging uns
teilweise schon ganz schön der A**** auf Grundeis (Luisi sagt, ich darf nicht Arsch schreiben, das sei zu vulgär!)! Vor allem wenn
das halbe Deck unter Wasser war und Joey, der ja nicht mal der
Kapitän war, noch härter gegen den Wind ging, um nicht auf die sich
nähernden Klippen zuzusteuern und dabei „sailing is a water sport“
rief, war allgemeines Luftanhalten und Schwimmposition einnehmen
angesagt. Ich versuchte Luisa und mich zu beruhigen, in dem ich die
Reaktion des Kaptäns beobachtete. Solange dieser nicht besorgt
aussah und eingriff, sollte eigentlich alles in Ordnung sein. Als ich
mich danach mit ihm unterhielt, meinte er nur, dass es eines der
wichtigsten Dinge ist, dass man als Kapitän nie besorgt aussieht,
egal wie besorgt man wegen der Umstände auch ist. Genau mein Humor!
So gut das Wetter auch fürs Segeln war, so schlecht war es für die
Aussicht. Wir steuerten dennoch den Whithaven Beach an, besichtigten
Wasserfälle die ins Meer münden, gingen schnorcheln, genossen echt
super Essen an Board und verbrachten zwei entspannte Abende in guter
Atmosphäre.
Seht ihr den traumhaften Strand im Hintergrund? Nein? Wir auch nicht. |
Unglaublich weißer Sand am Whithaven Beach |
Lemonsharks |
LEMONSHARKS!!!! |
So kann man schonmal schlafen... |
Als wir wieder Festland unter den Füßen hatten, wollten wir nichts sehnlicher als raus aus dem Regen und endlich mal wieder komplett trocken werden. Also beschlossen wir Richtung Süden zu fahren, so weit, bis der Himmel wieder blau wurde. Wir landeten nach einer gefühlt ewigen Fahrt in einem Motel in Gladstone, wo wir die nächsten drei Tage damit verbrachten Wäsche zu waschen, uns selbst zu trocknen, Pizza zu essen, Filme zu schauen und einen Job zu suchen. Wir wollten die folgenden 3-4 Wochen mit Arbeit überbrücken, in der Hoffnung, dass das Wetter sich um Cairns wieder beruhigt und wir danach unsere Tauchtour antreten können - und um nicht mehr jedes mal Tränen in den Augen zu haben, wenn wir den Kontostand checken.
Also schalteten wir eine Gesuch-Anzeige auf Gumtree, aus der
hervorgeht, dass wir als Kinder nicht zu nah an der Wand geschaukelt
haben und wurden bereits nach wenigen Stunden mit Jobangeboten
zugebombt. Was uns ein bisschen verwunderte, da in den
Backpacker-Gruppen auf Facebook mitunter ziemlich verzweifelt nach
Jobs gesucht wird. Wir entschieden uns letztendlich für ein kleines
Familienunternehmen aus Theodore das Unterstützung bei der
Baumwollernte suchte. Doch dazu später mehr...
Mon Repos
Die drei Tage bis zu unserem Arbeitsbeginn nutzten wir, um nach Mon
Repos zu fahren. Dort liegt das Mon Repos Turtle Centre, wo wir die Gelegenheit bekommen sollten, Meeresschildkröten beim
Schlüpfen und auf ihren ersten Schritten ins Meer zu beobachten. Als
wir um 19 Uhr ankamen waren wir erstmal ein bisschen geschockt:
Gefühlt tausend Menschen warteten vor dem Center (nagut, vielleicht
waren es auch nur um die 200). Anschließend wurden alle in Gruppen
von ca. 40 Personen eingeteilt . Die Einteilung der Gruppen wurde
nach dem Datum der Buchung vorgenommen. So hatten beispielsweise die
Leute aus Gruppe 1 ihre Tickets schon letztes Jahr im September
gebucht. Deshalb waren wir, die ihre Tickets erst am Tag zuvor
gekauft hatten, in Gruppe 4. Was aber im Endeffekt ein echter
Glücksfall war! Nachdem man sich im Informationscenter über die
Schildkröten, sowie das Turtle Center belesen konnte bekamen alle
Personen einen Film gezeigt, in welchem über Verhalten,
Fotografieren und Filmen in Gegenwart der Schildkröten informiert
wurde. Danach hieß es warten. Wir haben im Vorfeld
Erfahrungsberichte gelesen, von Leuten, die bis 2 Uhr warten mussten
bevor ihre Gruppe dran war. Bei uns dauerte es zum Glück nicht ganz
so lange, sodass unsere Gruppe dann um 22 Uhr von einem der Ranger an
den Strand, zu einem Nest mit schlüpfenden Meeresschildkröten
geführt wurde.
Nachdem die kleinen Racker mit Taschenlampen zum Meer geleitet
wurden, bekamen wir die Gelegenheit zuzuschauen wie ein bereits
geschlüpftes Nest von einer Gruppe Ranger ausgehoben wurden. Im
Rahmen einer wissenschaftlichen Studie wird hierbei notiert, wie
viele der gelegten Eier geschlüpft sind. Alte, stinkende,
vergammelte Eier ausbuddeln? Was für ein Spaß, klar sind wir dabei!
Luisi fand das Ganze super interessant, ich hatte auf Grund des
Gestankes, der von 3 Wochen alten Eiern ausging hauptsächlich damit zu tun den Burrito vom
Abendessen nicht ein zweites Mal zu begrüßen. Zum Glück ließen
wir uns dieses Spektakel nicht entgehen, denn kurz nachdem das Nest
ausgehoben war, erhielt einer der Ranger per Funk die Nachricht, dass
gerade eine Meeresschildkröte an Land gekommen war, um ihre Eier
abzulegen. Also konnten wir das tatsächlich auch noch beobachten.
Mama mit 1m Panzerlänge |
Seit dem 10.02. sind wir nun in Theodore und haben die Baumwollernte
nach zahlreichen arbeitsreichen, trockenen, staubigen und heißen
Tagen abgeschlossen. Am Dienstag den 5. März werden wir von Brisbane
nach Cairns fliegen, um dort endlich unsere dreitägige Tauchtour mit
11 Tauchgängen zu genießen.
Im nächsten Beitrag werden wir euch über unsere Erfahrungen der
letzten Wochen hier in Theodore und auch für alle, die es noch nicht
wissen, etwas über einen ganz besonderen Valentinstag berichten.
Bis Bald,
Luisa & Marc
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