Von Broome nach Perth – Wild, wild West


03.06.2019 – 03.07.2019
Nach unserer Abreise aus Broome hatten wir noch volle vier Wochen Reisezeit eingeplant. Danach wollten wir Perth erreichen, um uns ein ausreichendes Zeitfenster zum Autoverkauf zu lassen. Vier Wochen klingen vielleicht nach einer Menge Zeit, ist sie aber in Anbetracht der schönen, wilden und vielseitigen Westküste Australiens nicht. Und gefühlt vergingen diese Wochen sowieso wie ein Fingerschnipsen.

03.06. - 06.06. Eighty Miles Beach
Unsere erste Station war ein ca. 100km langer Sandstrand südlich von Broome, der passender Weise auch den Namen Eighty Miles Beach trägt. Da es in Strandnähe keine Ortschaft gibt, sondern nur einen Campingplatz, konnten wir hier den ganzen Tag am Strand die Seele baumeln lassen, die krassesten Unterschiede zwischen den Gezeiten beobachten, die wir jemals gesehen haben und ziemlich großartige Sonnenuntergänge bestaunen – natürlich nur einen pro Tag!




08.06. - 09.06. Karijini Nationalpark
Unser nächstes Ziel war der Karijini Nationalpark, wo uns Wanderungen durch atemberaubende farbenfrohe Schluchten erwarteten. Leider war uns hierbei das Wetter nicht besonders Wohl gesonnen. Es war zwar großteils trocken aber temperaturtechnisch lagen wir bei, für australische Verhältnisse frostige, 12-16°C. Das hatte allerdings den Vorteil, dass wir fast gar nicht von den sonst so allgegenwärtigen Fliegen genervt wurden. Unsere Wanderung hielten was versprochen war: skurrile Felsformationen, glasklare „Rockpools“ am Fuße von Wasserfällen, umgeben von Schluchten sowie Kletterpfade und Wege durch Wasser.














Nach zwei Tagen und einigen Kilometern mehr in den Beinen, machten wir uns wieder auf den Weg an die Küste. Mutig wie wir sind, wollten wir den Weg dahin um 120km verkürzen und eine Gravel-Road als Abkürzung benutzen. Ich sag mal so: Im Nachhinein ist man immer schlauer… Wir fuhren relativ entspannt, die teilweise super präparierte Schotterpiste entlang, kamen nach knapp 100km auf eine geteerte Straße, auf der unser Hubi nach ca. 40km plötzlich anfing zu rumpeln und humpeln. Also ran an den Straßenrand, aussteigen und nach eingehender Analyse des Geruchs der uns umgab und einem geschulten Blick auf den Reifen hinten links war uns klar, dass wir einen Platten hatten. Zumindest das was vom Reifen noch vorhanden war, sah ziemlich platt aus. Praktischer Weise mussten wir, um an das Reserverad zu kommen alles aus dem Auto räumen, sodass wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen konnten: Auto aufräumen und mal durchfegen und Reifenwechsel üben. Dabei fiel uns auf, dass fast jedes Auto, dass vorbeifuhr (es waren nicht wirklich viele) anhielt und uns Hilfe anbot – we love the aussis! Diesem Umstand war es auch zu verdanken, dass wir anstatt 400km nur 160km mit Reserverad zur nächste Werkstatt fuhren. Ja, das waren unsere einzigen Optionen in diesem Moment. Da wir keinen Empfang hatten, waren wir über diese Information sehr dankbar. Wir machten uns also mit 40km/h wieder auf den Weg nach Parraburdoo. Dort angekommen wurden wir von einer Werkstatt zur nächsten geschickt, da unsere Reifengröße leider nirgends auf Lager war. Im Endeffekt bestellte ein relativ wortkarger Mechaniker telefonisch mit den Worten „235/65R17, till tomorrow, cheap“ uns einen neuen Reifen aus dem 2000km entfernten Perth. Preislich lagen wir im Endeffekt bei 300AUD, was für den Aufwand völlig in Ordnung war. Wir verbrachten zwei Nächte in Parraburdoo im Auto neben dem Spielplatz. Zum Einen gab es da eine Toilette, zum anderen war der einzige Campingplatz weit und breit viel zu teuer. Vom Ort an sich hat man nach 15 minütigen Spaziergang auch schon alles gesehen.

12.06. - 19.06. Ningaloo Riff
Nach dieser unverzichtbaren Erfahrung, fuhren wir in freudiger Erwartung nach Exmouth. Exmouth ist der größte Ort am Ningaloo Riff und Ningaloo Riff hieß für uns: Endlich wieder unter die Wasserobfläche! Also ging es für uns direkt in die Info, wo wir uns einen der zwölf möglichen Anbieter für die berühmten Walhai-Touren aussuchen konnten. Im Endeffekt unterschieden diese sich kaum voneinander, sodass wir uns für den Anbieter mit dem Alleinstellungsmerkmal „Segelkatamaran“ entschieden. Den Tag ließen wir nach dieser schwierigen Entscheidung gebührend in der WhaleBone Brewery mit Craft-Bier und Pizza ausklingen. Am übernächsten Morgen ging es dann auch direkt früh morgens ab aufs Boot. Vorfreude und Aufregung ließen die Müdigkeit schnell in den Hintergrund rücken. Unsere Erwartungen an den Tag auf dem Boot sollten aber an diesem Tag noch übertroffen werden! Schon bei Ablegen starrten wir mit leuchtenden Augen in das glasklare Wasser. Nach ungefähr einer halben Stunde, erblickten wir schon die ersten Delfine, die uns ein Stück begleiteten. Das war schon ziemlich cool, aber das was jetzt folgte überstieg alles, was wir vorher erblickt hatten. Circa 20 Meter vor unserem Katamaran schoss wie aus dem nichts ein Buckelwal aus dem Wasser. Mit offenem Mund sprintete ich die Kamera holen, erwischte allerdings nur noch die Schwanzflosse. Trotzdem werden wir das Bild, wie ein tonnenschwerer Koloss von der Größe eines U-Bootes sich mit derartiger Eleganz aus dem Wasser springt, für immer in unseren Köpfen haben.




Kurz darauf bekamen wir dann das Signal, dass wir unsere Schnorchelausrüstung anlegen und uns bereit machen sollen, denn das Spotting-Flugzeug hatte einen Walhai ausfindig gemacht. Dann bekamen wir das Go und sprangen ins Wasser. Wir folgten dem Walhai ungefähr 1min, bevor die andere Gruppe von unserem Boot dran war, wir wieder aufs Boot krabbelten und nachdem die zweite Gruppe wieder 1min im Wasser war, waren wir wieder dran. Das Ganze wiederholten wir ungefähr 10mal. Mit einem Walhai zu schwimmen ist noch eindrucksvoller als es sich anhört. Wenn du diesen, in unserem Fall 8 Meter großen Riesen unter Wasser auf 2m Entfernung das erste Mal erblickst, vergisst du alles um dich herum. Wenn du dann mitbekommst wie unglaublich schnell der größte Fisch der Welt sich unter Wasser bewegt, obwohl er nur kaum sichtbare Bewegungen macht, fängst du an mit deinen popeligen Flossen zu strampeln wie ein Blöder, um kurz mit ihm mitzuhalten. Auf jeden Fall wieder mal so ein Erlebnis, von dem ich meinen Enkeln erzählen werde!






Anschließend fuhren wir noch zu einem Riffabschnitt, an dem wir noch eine gute Stunde mit schnorcheln verbrachten. Dabei bekamen wir auch Seekühe, oder auf englisch Dugongs, zu Gesicht. Zu deren Entstehung gibt es übrigens eine sehr interessante Geschichte! Nachdem Wissenschaftler Jahrzehnte lang gerätselt haben, wo dieses merkwürdig aussehende Tier herkommt, wurde das Rätsel vor kurzem gelöst: Als die englischen Siedler mit ihren Schiffen nach Australien übersetzten, hatten sie natürlich Rinder an Board. Leider sind einige der Schiffe gekentert, woraufhin die dauergeilen Delfine zugeschlagen haben und zack: die Seekuh war geboren!




Die nächsten drei Tage verbrachten wir auf einem Campingplatz kurz vor dem Naturreservat. Wir genossen die Tage mit schnorcheln, sonnen und entspannen. Die Schnorchelspots am Ningaloo Riff sind wirklich alle sehr sehenswert! Neben den tausenden, bunten Rifffischen bekamen wir regelmäßig Riffhaie und Schildkröten zu sehen.
Aus der Rubrik „Dinge die man normalerweise nicht ganz nebenbei in Australien macht“: Luisa erfülte im Schatten von Hubi noch einige Auflagen und Änderungen an ihrer Doktorarbeit.




Der nächste Halt auf unserer Liste war dann Coral Bay, ebenfalls am Ningaloo Riff gelegen, aber noch viel kleiner als Exmouth, dafür mit Manta Rochen Kolonien vor der Küste. Zum Ort lässt sich nicht wirklich viel sagen: 2 überteuerte Campingplätze, 1 Hotel mit Restaurant und Bottleshop, 1 IGA und ungefähr 5 Tauch- und Tourenanbieter. Wir buchten eine Tour mit zwei Tauchgängen und einmal Schwimmen mit den Mantas. Die Tauchgänge waren echt großartig, besonders der zweite, bei dem wir beobachten konnten, wie Riffhaie sich von anderen kleinen Fischen die Zähne säubern ließen. Die Haie lagen seelenruhig da, hatten ihr Maul offen und kleine Fische knabberten an den Beißern rum. Unsere Vermutung war, dass die Zahnarztfische damit bezahlt werden, dass sie nicht gefressen werden – ähnlich wie bei Menschen. Aber absolutes Highlight war das Schwimmen mit den Mantas. Mit einer Spannweite von bis zu 8 Metern und ziemlich skurrilem Aussehen gleiteten sie unter uns vogelgleich durchs Wasser - einfach unglaublich eindrucksvolle Tiere! Der Ablauf war der gleiche wie bei den Walhaien (rein ins Wasser, schwimmen, schwimmen, schwimmen, raus ausm Wasser, warten, warten,warten und dann wieder von vorn).

21.06. - 22.06. Quobba Blowholes
Auf dem Weg in Richtung Süden legten wir einen kurzen, aber wunderschönen Zwischenstopp an den Quobba Blowholes ein. Blowholes sind Wasserfontänen, die aus Löchern an der Steinküste “geblasen“ werden. Das passiert, nachdem Felsen durch Wellen unterhöhlt werden und die Wellen immer weiter ranballern, bis ein „Ventil“ entsteht und schwupps hat man ein Blowhole. Sieht bei entsprechendem Wellengang ziemlich cool aus.


Unser Campingplatz war direkt hinter einer Düne neben dem Meer. Im Meer hatten wir direkt eine wellenarme Bucht, in der wir ausgiebigst schnorcheln konnten und den Tag am Lagerfeuer ausklingen lassen konnten. (Oh Gott, wie sehr ich es vermisse!!!)



23.06. - 26.06. SharkBay
Next Stop: Shark Bay. Auch wenn es der Name vermuten lassen würde, haben wir hier weder getaucht noch geschnorchelt, sondern die Bucht ausschließlich von Land aus erkundet.Dabei sahen wir uns den Shell Beach an, ein Strand, der komplett aus kleinen Muscheln besteht,genau wie die angrenzende Landschaft. Diese kleinen Muscheln wurden im Laufe der Jahrhunderte komprimiert und in dieser Region als Baumaterial abgebaut.




Außerdem bekamen wir die ältesten Lebewesen der Welt zu Gesicht: Stromatoliten. Sehen unspektakulär aus, sind aber wohl ziemlich wichtig.




Auch die Landschaft schaffte es wieder uns mit wunderschönen Szenerien zu begeistern.



27.06. - 28.06. Kalbarri NP
Landschaftlich atemberaubend ging es auch im Kalbarri Nationalpark weiter. Die Wanderung am ersten Tag in diesem Gebiet führte uns an tiefen Schluchten entlang zum Natures Window, dem Fenster zur Natur.







Am nächsten Tag erkundeten wir den nicht weniger eindrucksvollen Küstenabschnitt des Nationalparks und verweilten, teils mit offenen Mündern, das ein oder andere Mal um zu bestaunen, was es zu bestaunen gab:







29.06. - 02.07. Geraldton, Pinacles Dessert
Unser letzter Stopp vor Perth sollte dann Geraldton sein. Dort wollten wir eine ausgewanderte Bekannte von Luisas Mama aus Demmin und ihren Mann treffen. Bianca und Rodney wohnen mit ihren beiden Hunden Max und Gabbie traumhaft, etwa 20km außerhalb von Geraldton gelegen, ganz in westaustralischer Manier auf einem riesigen Grundstück, auf dem auch noch ein altes Pferd seine letzten Tage genießt. Die beiden empfingen uns herzlich und luden uns zum Verweilen ein. Wir fühlten uns sofort heimisch. Gemeinsam besuchten wir Geraldton, bummelten durch die Stadt und genossen guten Kaffee bei frischer Seeluft. Leider haben wir völlig verpasst während unserem gesamten Aufenthalt bei den beiden ein Foto zu machen. Das müssen wir unbedingt noch nachholen! ;)
Wir nutzten die freie Zeit und den Platz gleich, um unser Auto verkaufsbereit zu machen. Also mal kräftig auszumisten und zu putzen. Dabei wurde uns schmerzlich bewusst, dass wir uns gerade auf der Zielgeraden unserer Reise befanden… Dank der Unterstützung von Rodney und Bianca erfuhren wir, dass wir unser Auto erstmal auf WA ummelden mussten, um überhaupt eine Chance zu haben es hier zu verkaufen, was dann im Endeffekt doch ziemlich unbürokratisch und unkompliziert ablief. Gesagt, getan und danach holten wir direkt ein erstes Angebot eines befreundeten Autohändlers ein, was uns aber ziemlich auf den Boden der Tatsachen holte… Deshalb beschlossen wir an unserem ursprünglichen Plan festzuhalten und das Auto erst in Perth zu verkaufen.

Nach vier schönen Tagen traten wir dann unsere letzte Etappe an. Wir fuhren nach Perth, wo wir uns noch 3 Wochen Zeit einräumten, um Hubi zu verkaufen und die Gegend zu erkunden. Außerdem hatte ich ja noch einen Fallschirmsprung offen. Unterwegs kamen wir am Pinacles Nationalpark vorbei, einem Nationalpark, den man im Auto besichtigen kann. Auf sowas stehen die Australier.







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